Traumasensible Begleitung & Somatisches Coaching

Warum unsere Generation von Eltern so erschöpft ist – Die unsichtbaren Narben autoritärer Erziehung

Ich stehe in der Obst- und Gemüseabteilung des Supermarkts, als ich ein Pärchen erblicke, das kürzlich in unser Haus eingezogen ist. Wir halten kurz ein bisschen Smalltalk und ich erzähle dann, wie ich, ehrlicherweise, ziemlich müde und kaputt bin, weil das Leben mit Baby (mein Kleiner war gerade etwa ein Jahr alt) mich sehr herausfordert.

Die Antwort meiner Nachbarin, die – wie ich vermute – etwa Mitte 60 ist, lautet: „Ach, ich verstehe gar nicht, was eure Generation hat. Meine Tochter ist auch ständig überfordert mit ihren beiden Kindern und fertig mit der Welt. Also, ichhatte damals drei Kinder und ich bin sogar Vollzeit arbeiten gegangen…“

Ihre vehemente Antwort macht mich mehr als stutzig. Ich kannte diese Frau kaum.

Was konnte ich darauf antworten? Was war unser „Problem“? Warum war es so wahnsinnig anstrengend und herausfordernd für mich – mit bloß einem Kind – während es für sie damals mit drei Kindern und Job scheinbar ein Kinderspiel war? Stimmte mit meiner Wahrnehmung etwas nicht oder waren die Zeiten einfach anders?

In jenem Moment spürte ich jedenfalls, wie ihre Aussage in mir den Eindruck hervorrief, dass mit mir und „meiner Generation“ etwas nicht stimmte. Auch ärgerte ich mich, dass ich so ehrlich mit ihr gewesen bin. Und es stimmte mich etwas traurig, denn mir war es wichtig, eben nicht einfach nur „Ja, ja, alles super! Ist alles traumhaft mit Baby. Die schönste Zeit meines Lebens und total easy machbar!“ zu antworten.

Was ich damals noch sehr auf mich bezog, sehe ich heute in einem anderen Kontext. Darüber schreibe ich in diesem Post: Warum und auf welche Arten und Weisen sich Erziehung verändert hat und warum unsere Generation und die davor sie auf unterschiedliche Weise wahrnehmen bzw. wahrgenommen haben.

Warum das Elternsein heute so komplex ist

Ja, wir leben in anderen Zeiten, keine Frage. Wir leben in einer viel schnelllebigeren Welt – Studien zeigen, dass wir täglich etwa 34 GB an Informationen verarbeiten müssen – fünfmal mehr als noch in den 1980er Jahren, wenige Jahrzehnte zuvor muss es ein noch weitaus kleinerer Bruchteil gewesen sein. Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit durch digitale Medien und soziale Netzwerke, die einen dauerhaften Vergleichsdruck erzeugen.

Als Eltern (vor allem als Mütter) gibt es gesellschaftlich zig Erwartungen an uns. Wer wir sein sollen, was wir auf dem Schirm haben müssen, welche Rollen wir bedienen. Aber auch an uns selbst haben wir häufig immens hohe Erwartungen: Neben allem anderen, wollen wir auch noch nachhaltig leben und die Umwelt nicht unnötig belasten, wollen informiert bleiben und mitreden, uns lokal engagieren, möglichst bio einkaufen, uns und unsere Kinder soweit möglich gesund ernähren, Screen-Time tracken, uns körperlich fit halten, da die meisten von uns Jobs am PC haben…

Unser Mental Load und unsere To-Do-Listen sind gefühlt endlos. Viele von uns sind überstimuliert, ständig in einem gestressten Zustand – weshalb wir Methoden finden müssen, um den „Stress zu bewältigen“.

Ich möchte nicht kleinreden, was die früheren Generationen zu bewältigen hatten. In der Kriegs- und Nachkriegsgeneration gab es nochmal ganz andere Themen und Herausforderungen als unsere heutigen. Dazu aber später im Beitrag mehr.

Was aber, wie ich glaube, das größte Thema ist, wenn es um die Frage geht, warum das Elternsein heute vielen schwerer fällt als den Eltern früherer Generationen ist vor allem das folgende:

Unsere Herangehensweise an und unser Konzept von „Erziehung“.

Die Erziehung vergangener Generationen

Ich möchte nicht pauschal über „alle Eltern früherer Generationen“ sprechen. Denn es gab definitiv Ausnahmen, die es auf ihre eigene Art und Weise gemacht haben. Frühere Erziehung war von gewissen Überzeugungen geprägt.

Vor allem war Erziehung sehr adultistisch. Heißt: diskriminierend gegenüber Kindern. Kinder wurden im Prinzip nicht als gleichwertige Menschen angesehen.

Blickt man einmal in die Vergangenheit zurück, war es in Deutschland vor allem ein Buch, das für Jahrzehnte als Standardratgeber für Erziehung angesehen wurde und das in fast jedem Haushalt stand: Das 1934 von der Ärztin Johanna Haarer publizierte Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind„.

In der NS-Zeit entstanden, zielte das Buch darauf ab, Kinder möglichst bindungsarm zu erziehen und zu gehorsamen Reichsbürgern zu machen.

Was Haarer besonders verheerend machte: Ihre Bücher wurden über eine Million Mal verkauft und erreichten praktisch jede deutsche Familie. Nach 1945 wurde das Buch sogar in „bereinigter“ Form – ohne NS-Terminologie – bis in die 1980er Jahre neu aufgelegt. Als Ärztin galt sie als Expertin, ihre Methoden bekamen einen „wissenschaftlichen“ Anstrich. So prägte nicht nur eine, sondern mehrere Generationen diese systematische Erziehungsphilosophie.

Werfen wir mal einen Blick in die Erziehungsgrundsätze dieser Methode von Johanna Haarer und die Konsequenzen einer solchen Erziehung:

Erziehungsgrundsätze nach Johanna Haarer

1. Emotionale Kälte und Distanz

Auf das weinende Kind sollte nicht eingegangen werden. Hier zeigt sich der damalige Glaube, dass es am besten sei, Kinder „schreien zu lassen“, um das Kind quasi für sein Schreien und Weinen nicht zu „belohnen“. Man sollte keine „übermäßigen Zärtlichkeiten“ an den Tag legen und emotionale Wärme galt als „Verwöhnung“ oder auch so schön gesagt als ein „Verhätscheln“ des Kindes (Wer hat Floskeln wie diese nicht schon mal gehört?).

Die Konsequenz: Heute wissen wir: Ein Kind hört durchaus irgendwann auf zu schreien- nicht, weil es nicht mehr traurig ist oder keine Angst hat, sondern weil es resigniert (das gilt auch für das immer noch bekannte „Schreien lassen“ zum Einschlafen.) Das Kind versteht irgendwann: „Mir hilft sowieso keiner, also kann ich es auch lassen.“

Nähe und Zuneigung sind Grundbedürfnisse des Menschen und vor allem für Säuglinge und Kinder essenziell, um ein Gefühl von Sicherheit und Urvertrauen zu entwickeln, die Eltern-Kind-Bindung zu stärken sowie für die physiologisch und emotional adäquate Entwicklung des Kindes.

2. Strikte Routinen ohne Rücksicht auf kindliche Bedürfnisse

Mit einem Säugling sollte man gemäß Haarer stets feste Schlafens- und Fütterungszeiten einführen (beim Stillen gibt es tatsächlich immer noch den Irrglauben, dass man „nur zu festen Zeiten“ stillen sollte!), auch wenn diese den individuellen Bedürfnissen des Kindes nicht entsprechen.

Was lernt ein Kind dadurch? Dass es völlig fremdbestimmt ist und dass auf seine Bedürfnisse kein Wert gelegt wird. Dass es seine Bedürfnisse zurückzustellen hat. Darüber hinaus, hat das Stillen, wie wir heute wissen, neben der Ernährungszufuhr auch andere Gründe – darunter vor allem das existenzielle Bedürfnis nach Nähe. (Wichtige Ergänzung: Was selbstverständlich nicht bedeutet, dass Frauen, die nicht stillen können, dieses Bedürfnis nach Nähe nicht erfüllen können!)

3. Gehorsam und Unterwerfung

Härte gegen sich selbst und andere sowie die „bedingungslose Einordnung in die Volksgemeinschaft“ wurden als Erziehungsziele propagiert. Bedeutet konkret: Grundlegende Bedürfnisse wie Müdigkeit und Hunger, auch Gefühle, Wünsche und Träume sollten ignoriert bzw. unterdrückt werden. Daraus resultieren Selbsthärte (bzw. ein Mangel an Selbstmitgefühl), emotionale Abstumpfung sowie die Schwierigkeit, eigene Gefühle überhaupt benennen und fühlen zu können (Selbstentfremdung), Selbstverleugnung und auch Härte gegen andere (insbesondere unsere eigenen Kinder). Kommt dir das bekannt vor? Mir auf jeden Fall.

Zu den beliebtesten Praktiken gehört(e): Weinende Kinder ignorieren („Das härtet ab!“), kranke und müde Kinder müssen „durchhalten“, Schwäche zeigen wurde bestraft. War man emotional, wurde einem dies abgesprochen („Sei keine Heulsuse.“, „Reiß dich mal zusammen!” oder der Klassiker: „Indianer kennen keinen Schmerz.“)

4. Unterdrückung der kindlichen Autonomie

Ein Kind muss sich und sein autonomes Erleben entfalten dürfen. Das passiert vor allem in der Autonomiephase ab etwa anderthalb Jahren. Damals (und teilweise auch heute noch) werden/wurden aber der eigene Wille und der Selbstausdruck systematisch gebrochen. Dem Autonomiebestreben begegnete man mit Härte und Bestrafung, um dieses zu unterdrücken (was auch funktioniert, wenn man einem Kind genug Angst macht). Die eigene Meinung des Kindes, sowie die Fantasie und das freie Wählen (zum Beispiel der eigenen Kleidung oder dem Essen) wurden ebenfalls unterdrückt. Die Autorität des Erwachsenen durfte nicht in Frage gestellt werden.

Was das bewirkt? Wenn wir als Kinder in der Entwicklung unserer Autonomie gehemmt werden, ist eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung kaum möglich (oder man braucht Jahre als Erwachsene, um zu „dekonditionieren“ und zu erfahren, wer man eigentlich in der Tiefe ist).

Es ergeben sich teilweise eine lebenslange emotionale Taubheit, Selbstentfremdung und die Unfähigkeit, sich selbst emotional zu regulieren (dazu braucht man nämlich eben in diesen frühen Jahren einen liebevoll zugewandten Erwachsenen, der uns durch die turbulenten Gefühle begleitet, wie wir heutzutage dank der Hirnforschung belegen können).

Diese Erziehungsmethoden führten zu weitreichenden bindungstheoretischen Problemen:

Durch das systematische Ignorieren von Bedürfnissen nach Nähe und Trost konnten Kinder keine sichere Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen. Das Schreienlassen und die emotionale Vernachlässigung führten zu frühen Traumatisierungen. Kinder wurden als „zu formende Objekte“ betrachtet, nicht als eigenständige Menschen mit Bedürfnissen. Ihre Gefühle und Signale galten als irrelevant oder sogar störend – Adultismus in seiner reinsten Form.

Die Folgen für unsere Generation

Ja, durch all diese Arten und Weisen macht man Kinder gefügig. Wenn das Ziel also ist, ein gehorsames Kind zu haben, über das man die Macht hat, dann funktionieren diese Erziehungsmethoden sehr gut.

Sie führen aber auch dazu, dass aus diesen kleinen Menschen später Erwachsene werden, die Probleme haben…

ihre eigenen Bedürfnisse zu spüren und zu kommunizieren. Damit einher geht die Schwierigkeit oder Unfähigkeit, gesunde Grenzen zu setzen.

bewusste Beziehungen zu führen (wer keine Empathie entwickeln durfte, Probleme mit Nähe hat und sich selbst nicht entfalten und kennenlernen durfte, wird massive Probleme haben, sich auf eine gesunde Partnerschaft oder Freundschaften einzulassen).

ihre eigenen Gefühle zu fühlen und da sein zu lassen.

‚Nein‘ zu sagen, weil sie ihr ‚Nein‘ nicht spüren und/oder nicht kommunizieren können (denn sie haben ja gelernt, dass ‚Nein‘ ein „böses“ Wort ist und nicht akzeptiert wird).

emotional für sich selbst und andere da zu sein.

…sich aus toxischen Beziehungen oder sonstigen, ungesunden Verhältnissen zu lösen, weil sie meinen, „ausharren“ zu müssen.

für die eigenen Kinder liebevolle, zugewandte Eltern zu sein, obwohl sie kognitiv sehr gern möchten (sie müssen praktisch erst lernen, wie das geht, weil sie auf keine gelebten Beispiele zurückgreifen können).

…die eigenen physischen Grenzen überhaupt zu spüren, weil ihr Anspruch „durchzuhalten“ oder was zu „schaffen“ schwerer wiegt als das körperliche Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug oder Schlaf.

Ich persönlich finde es etwas erschreckend, mir bewusst zu machen, wie sehr sich diese Probleme in unserer heutigen Gesellschaft spiegeln. Und wie ich auch mich selbst in jedem dieser Punkte – teilweise mehr, teils weniger – erkenne.

Diese „Härte“, die so viele von uns erfahren haben, war schlichtweg nichts anderes als systematische emotionale Gewalt, die (ursprünglich) Menschen zu funktionierenden, aber emotional verkümmerten Individuen machen sollte. Und zwar auch ohne physische Gewalt, die natürlich noch verheerendere Auswirkungen auf ein Kind hat.

Die Komplexität des Themas

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass dies ein extrem vielschichtiges Thema ist und dass auch andere Faktoren dazu beitragen, dass strenge, gewaltbasierte und autoritäre Methoden in der Erziehung angewandt wurden und werden. Das erkennt man daran, dass ähnliche Methoden auch international angewandt wurden, wenn auch nicht mit diesen ganz speziellen Grundsätzen wie denen von Johanna Haarer.

Historisch gesehen entstanden autoritäre Erziehungsmethoden durch verschiedene gesellschaftliche Faktoren: Die Industrialisierung brauchte gehorsame Arbeiter. Religiöse Prägungen propagierten Härte („Spare the rod, spoil the child“). Patriarchale Strukturen setzten auf Autorität und Kontrolle. Harte Lebensbedingungen und Überforderung führten oft zu impulsiven, gewalttätigen Reaktionen. Menschen erziehen oft so, wie sie selbst erzogen wurden – ohne es zu hinterfragen.

Aber auch hierzulande: Selbst wenn viele von uns noch nie von Johanna Haarer gehört haben – der Teufelskreis besteht darin, dass die Kinder, die nach Haarers Methoden erzogen wurden, diese, oft unbewusst, weitergaben. Und noch heute leben wir mit den Nachwirkungen ihrer harschen Ideen.

Ein Perspektivwechsel: Herausforderungen früherer Generationen

Mir ist aber auch wichtig, dass wir die Art und Weise, wie die Generationen vor uns Erziehung gelebt haben, in einen Kontext setzen (ohne aber die Auswirkungen kleinzureden oder die Sache an sich zu entschuldigen). Wie schon beschrieben: Insbesondere in der Kriegs- und Nachkriegsgeneration waren die Menschen teilweise mit ganz anderen Themen konfrontiert als wir es heute sind. In Ausnahmezuständen wie Krieg, Hunger und einem Mangel an ganz grundsätzlichen Dingen, die für uns heute selbstverständlich sind, war an persönliches Wachstum, an einer bedürfnis- und bindungsorientierten Erziehung oder an intensiver Selbstreflexion einfach nicht zu denken.

Man muss es, in meinen Augen, sagen, wie es ist: DAS ist ein Privileg unserer Zeit.

Natürlich war die Nachkriegsgeneration nicht direkt von diesen Ausnahmezuständen betroffen, aber, wie wir heute wissen, hatte diese sehr viel auszubaden, vor allem in psychischer Hinsicht. Sie mussten mit den Traumata ihrer Eltern leben, mit deren emotionaler Unerreichbarkeit und den gesellschaftlichen Tabus rund um die Kriegszeit.

Und natürlich war die Wissenschaft (die Neurobiologie, Entwicklungspsychologie, Bindungs- und Traumaforschung) auf einem ganz anderen Stand und es gab weitaus weniger Möglichkeiten, sich diese Informationen einzuholen. Heute tippen wir was bei Google ein oder fragen „ChatGPT“ und bekommen in Sekundenschnelle Antworten auf unsere Fragen – gerade in Erziehungsfragen kann das Gold wert sein. Damals gab es nicht nur diese Möglichkeit nicht, es gab diese Informationen teilweise einfach noch nicht.

Es gibt noch weitere Aspekte, die ich aber hier nicht weiter ausführen werde, weil das den Rahmen einfach sprengen würde.

An die „älteren“ Generationen: Was eure Selbstreflexion für unsere Kinder bedeuten kann

Grundsätzlich finde ich, dass man schon kritisch hinterfragen darf, wie unsere Eltern und Großeltern die Dinge gemacht haben und es darf auch Unverständnis unsererseits herrschen, denn mit Sicherheit ging dieser Erziehungsstil nicht ganz konform mit der Intuition unserer Eltern und Großeltern. Zwar wussten sie, wie es gemacht werden „sollte“, aber sie müssen teilweise auch gespürt haben, dass es aus ethischer Sicht nicht okay war.

Schön ist, wie ich finde, wenn ältere Generationen Diskussionen wie diese zum Anlass nehmen, um mal kritisch ihr eigenes Verhalten (in der Vergangenheit, vor allem ihre Erziehung) zu hinterfragen. Das kostet sehr viel Mut und es braucht den Willen, mal ganz ehrlich hinzusehen.

Das tut weh, aber es bringt auch viel Wachstum mit sich und ein größeres Verständnis dafür, wie wir Erziehung heute handhaben wollen – was wichtig ist, wenn man bedenkt, dass wir die Großeltern und Urgroßeltern unserer Kinder gern im Alltag bei der Begleitung unserer Kinder mit einbeziehen möchten.

Wichtig finde ich auch, zu betonen, dass unsere Eltern es in vielen Fällen schon viel besser gemacht haben als ihre Eltern! Und die Generation davor hat es auch oft versucht, besser zu machen als die Generation davor und so weiter.

Mitgefühl mit uns selbst

Und das ist das Tückische an der liebevollen Erziehung unserer Kinder: Oftmals scheitert es nicht an dem Willen, sondern an dem „Können“. Weil diese Muster, die wir als Kinder gelernt haben, so tief verinnerlicht sind, dass dies die ersten Werkzeuge sind, nach denen wir im Stresszustand – wenn unser System im Alarmzustand ist – greifen. Es braucht sehr viel Arbeit und Zeit, um sich all der Arten und Weisen bewusst zu werden, wie wir gewaltsam mit unseren Kindern umgehen und um “umzulernen”. Vielleicht wird das ein lebenslanger Prozess – ich weiß es nicht. Aber was zählt, ist, dass wir uns auf den Weg machen.

Das Wichtigste ist, glaube ich: Mitgefühl mit uns selbst zu haben. Wenn wir gefragt werden, warum wir so oft so erschöpft sind, können wir uns bewusst machen, dass bedürfnisorientierte Erziehung extrem kräftezehrend sein kann, vor allem, wenn wir es selbst als Kinder anders gelernt haben. Wir gehen mit großen Schritten voran und geben so viel unserer Energie und Zeit dafür, die Eltern zu sein, die wir uns für unsere Kinder wünschen. Diese Erschöpfung ist keine „Schwäche“, sondern eine logische Konsequenz unseres Versuches, Heilung und Veränderung zu bewirken. Für uns selbst und für unsere Kinder. (Und natürlich ist es auch ein Resultat der Umstände unseres Alltages in einer schnelllebigen Welt.)

Es sprechen, in meinen Augen, nicht genügend Eltern darüber, wie schwierig es ist, die erste Generation zu sein, die wirklich versucht, „Erziehung“ neu zu denken und die bewusst versucht, ihre Kinder nicht zu traumatisieren. Die meisten von uns tun dies ohne Rollenvorbilder, ohne Beispiele, wie es sein sollte. Gefühlt fangen wir ganz vorne an. Es ist wahnsinnig schwer und fühlt sich manchmal auch einsam an, diesen Weg zu gehen, aber er lohnt sich. Und davon bin ich wirklich überzeugt.

Erkennst du dich in den Verhaltensweisen wieder, die aus einer autoritären Erziehung resultieren? Wie geht es dir im Umgang mit deinen eigenen Gefühlen, Grenzen und Bedürfnissen? Bist du selbst Mama oder Papa und kennst die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, es „anders“ machen zu wollen, aber immer wieder in alte Muster „reinzufallen“?

Dieses Thema bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Ich persönlich habe in der bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung wundervolle Inspiration dafür erhalten, wie ich es machen möchte. Die Bücher von Autor*innen wie Nora Imlau zeigen uns außerdem, wie eine liebevolle und zugewandte Erziehung aussehen kann, ohne sich selbst dabei auszubrennen (z.B. in ihrem Buch „Bindung ohne Burnout“).

Die eben genannten Feedback-Fragen kannst du übrigens auch für dich zum Journaling nutzen. Das heißt, du kannst dir Stift und Papier schnappen und diese Fragen ganz für dich schriftlich beantworten. Lasse dich dabei leiten, ohne zu sehr „im Kopf“ zu verharren.

Bei diesem Thema möchte ich auch die Empfehlung aussprechen, dass wenn du dich in diesen Mustern und Verhaltensweisen wiedererkennst, du dir auf jeden Fall Hilfe holen kannst, z.B. in Form einer Therapie oder Coaching. Mir persönlich hat vor allem die traumasensible Arbeit mit dem Nervensystem sehr geholfen, denn genau dort speichern sich diese früh gelernten Muster, bei denen es uns heute so schwer fällt, sie zu durchbrechen, ab. Wenn du dir hier Unterstützung wünschst, erfahre hier mehr über die traumasensible Coaching-Begleitung bei mir.

So schön, dass es dich gibt. Danke fürs Lesen! Wenn du Feedback hast, lasse gern einen Kommentar da. Bei Fragen oder Interesse an einer Coaching-Begleitung durch mich, kontaktiere mich für ein kostenloses, unverbindliches Erstgespräch. Alle Infos dazu findest du hier.

Dieser Blogpost wurde mit Liebe geschrieben für alle Mütter, die manchmal zweifeln, sich überfordert fühlen oder einfach wissen möchten, dass sie nicht allein sind. Teile ihn gerne mit anderen Mamas, die vielleicht gerade eine Erinnerung daran brauchen, dass sie genau richtig sind, genau so wie sie sind. ♥️

Mehr zu mir: Als traumasensible Begleiterin und Coach bin ich da, um dich auf deinem Weg zu mehr Selbstverbindung zu unterstützen. Mit „Back to You – Coaching & Guidance“ helfe ich dir, den Weg zurück zu dir selbst zu finden – traumasensibel, körperzentriert und nervensystemorientiert.

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